Die NRW Jugendeinzelmeisterschaften dieses Jahr waren eine entspannte Sache für uns: Ingmar und Marlene fuhren für Eilendorf auf den Wolfsberg in Nütterden, beide unbelastet von Qualifikationserwartungen - also nur mit dem Ziel viel Spass zu haben und viel zu lernen. Und zu beidem gab es reichlich Gelegenheit.
Alwin hatte in der Woche vorher bei den Mittelrhein Qualifikationen in Morsbach, eine solide, wenn auch etwas ängstliche Qualifikation gespielt, und war am letzten Tag bis in ein Endspiel mit Mert Ipekyilmaz aus Langenfeld vorgestossen: Der Gewinner des Spiels würde sich qualifizieren. Mert und Alwin zeigten aber deutlich Nerven und spielten krauses Zeug - beide konnten gewinnen, beide verpassten ihre Gelegenheiten. Mert erhaschte am Ende den Punkt und kam weiter; bitter für Alwin, aber fair. Alwin konnte sich am Ende immerhin noch über ein fettes Plus auf seinem DWZ-Konto freuen.
Marlene und Ingi spielten fröhlich im Mittelfeld mit und steigerten ihre DWZ um jeweils 47 und 46 Punkte. Die Abende waren gefüllt mit wilden Turnieren (Blitz, Tandem, Überraschungsschach, Chess Total). Tagsüber gab neben den Spielen und dem Freizeitprogramm noch Taktiktrainings und Sondereinheiten von der NRW Landestrainerin Carmen Voicu-Jagodzinsky. Zumindest bei Ingi war nach so ausgefüllten Tagen dann schon mal "Flasche leer" - auch noch am nächsten Morgen. Gerne hätte ich ihn schon mal mit Bananenschalen geprügelt, als er am letzten Tag auf genau dieselbe Eröffnungsfalle wie am ersten hereinfiel, oder wenn er gewonnene Endspiele vermurkste - aber was soll's - ein paar Plätze rauf oder runter - nicht so wichtig. Bei Marlene und Ingi ist der Spass am Schach auch deshalb weiter geblieben, weil sie die anderen Kinder auch als Ansporn und Ermutigung und nicht als Abschreckung und Hürde wahrnehmen.
In der Euregio geht ein neues Sternchen auf. Zum Glück für Ingi, der ja mit Abstand der jüngste Teilnehmer war, fuhr auch Jannis Bolz aus Würselen auf den Wolfsberg, mit dem Ingi schon in vergangenen Turnieren fraternisiert hatte. Die beiden gewannen prompt zusammen das Tandemturnier und zogen fortan gemeinsam durch die Woche. DWZ-los angetreten kämpfte Jannis sich immerhin auf Platz 18 hoch - für uns nach seinem dritten Platz in Lendersdorf natürlich keine Überraschung. Schon an Würselens Weiterkommen im Schulschach war Jannis maßgeblich beteiligt.
Nachdem er in der Qualifikation in Morsbach eher mit Ach und Krach durchgerutscht war, fand Alwins Angstgegner Jonas Gallasch wieder zu seiner gewohnt starken Turnierform zurück und holte den zweiten Platz in der NRW U12.
In der U10 bebte die Erde. Wer seine Lebenszeit schon länger in Jugendqualifikationsturnieren hat verrinnen sehen, weiss, dass es dort zwei Sorten von Teilnehmern gibt: Die Rennpferde und die Mustangs. Die Mustangs toben durch die Freizeiten, beharken sich in den abendlichen Spassturnieren und machen nicht selten die Nacht zum Tage. Und Schach spielen sie auch. Die Rennpferde werden vorsichtig vor den Turnierspielen ausgepackt, um danach schnell wieder vor schlechten Einflüssen beschützt zu werden - zu kostbar Zeit und Schlaf, wenn man sich doch schon auf die nächste Partie vorbereiten kann. Für sie besteht das Turnier aus den Spielen, der Rest ist egal. Oft wohnen sie auch außerhalb, um nicht von der Herde verwirrt zu werden. Und natürlich machen sie die ersten Plätze normalerweise unter sich aus.
Doch nicht so dieses Jahr. Nach der 5. Runde hatte der achtjährige Kölner Nelson Strehse frisch und munter nur einen halben Punkt an die 3 höchstgesetzten Spieler abgegeben und genoss unbeschattet den Platz an der Sonne, die Tabellenspitze. Und Skandal: Dabei galoppierte er auch noch ohne Scheuklappen durch die abendlichen Spassturniere und die täglichen Belustigungen, ohne dass es seiner Spielstärke Abbruch tat. Die Rennpferde begannen zu scheuen, und wie beim echten Pferderennen, waren es nicht unbedingt nur sportliche Interessen, die dahinter sichtbar wurden. Merkwürdige Leute suchten merkwürdige Gespräche, um außerhalb der Spiele über merkwürdige Remis-Konstellationen zu sprechen. Ich selber wurde in der Abenddämmerung um ein Partieformular gebeten, da man über den betreffenden Spieler doch nichts im Internet finden könnte, um sich vorzubereiten. Damit wollte ich dann aber doch nicht dienen, da die anderen Spieler ja auch nicht in den Genuß solcher Sonderservices gekommen waren. Fortan schlossen wir die Tür immer zweimal ab und in der Morgendämmerung wähnte ich schon schlaftrunken einen abgetrennten Pferdekopf an meinem Bettrand zu erkennen.
Nelson wurde ungeschlagen Turniersieger. Etwas unglücklich landete ein weiterer Mustang, Jona Bungarten, auf Platz 5 - punktgleich mit 3 und 4. Wegen der Punktgleichheit kann er sich aber auf einen Freiplatz für die DM bewerben, wo er hoffentlich wieder die Favoriten schrecken wird. Das Turnier war also sehr unterhaltsam. Eingeweihte Beobachter waren natürlich nicht um eine Erklärung verlegen: die Aliens sind gelandet - wo ist Nelson (der echte) und was haben sie mit ihm gemacht? Wir aus Aachen wissen es natürlich besser - es war Westwind. Ein Wölkchen aus Tihange ist erst in Köln niedergegangen.
Weiterer Klatsch und Tratsch, sowie die kompletten Ergebnisse auf der Seite der Schachjugend NRW [http://www.schachjugend-nrw.de/86-news/nrw-spielbetrieb/665-startschuss-zur-nrwjem-2016.html].
Ausdrücklich wollen wir uns am Ende noch bei den Organisationsteams der Meisterschaften bedanken. Die Turnier- und Freizeitbetreuung ließ nichts zu wünschen übrig. Wünschen können wir uns nur, dass sich auch im nächsten Jahr wieder genug ehrenamtliche Betreuer finden, die allein aus Freude am Schach so einen riesigen Haufen Arbeit und Freizeit für unsere Kinder investieren.
Ausdrücklich wollen wir uns am Ende noch bei den Organisationsteams der Meisterschaften bedanken. Die Turnier- und Freizeitbetreuung ließ nichts zu wünschen übrig. Wünschen können wir uns nur, dass sich auch im nächsten Jahr wieder genug ehrenamtliche Betreuer finden, die allein aus Freude am Schach so einen riesigen Haufen Arbeit und Freizeit für unsere Kinder investieren.
Danke auch an Ludger Mainka, der wieder alle Ereignisse in einem schönen Beitrag zusammengefasst hat.