Wieder hat Ludger einen sehr schönen Bericht zur U14 NRW Mannschftsmeisterschaft in Bochum geschrieben. Vielen Dank dafür und den Lesern viel Spaß beim Lesen. 

 

Wir erinnern uns: als die Jugend ganz Nordrhein-Westfalens vom eisigen Winterhauch gefällt darniederlag, fanden ehedem die Mittelrhein Qualifikationen der U14 Mannschaften statt. Ganz Nordrhein-Westfalen? Nein! Ein von unbeugsamen Schachkindern bevölkertes Dorf leistete Widerstand und qualifizierte sich sozusagen mit den Füßen, die sie nur noch voreinander schieben brauchten, weil sich ihnen niemand mehr in den Weg stellen konnte. Es kann nur unsere gute Luft gewesen sein, die ja auch bis nach Stolberg hinüberweht, von wo Marlene unser Team verstärkt. Bad Eilendorf – wo die gesunden Kinder wachsen.

Mit Irmin, Alwin, Marlene und Ingi in Bochum angekommen war nun aber klar, dass auch Schach gespielt werden müßte. In einem Feld von 17 Mannschaften waren wir an Platz 13 gesetzt. Das versprach ein eigentlich entspanntes Turnier, da wir uns auf dieser Basis eigentlich nicht direkt als Qualifikationskandidaten angesprochen fühlten. Den Erwartungen entsprechend begann die erste Runde auch recht grottig – eingestellte Damen, Patzer. Auch die folgenden Spiele schillerten in Schwarz und Weiß: hübsche Diagonalangriffe in hilflose Rochaden – unüberlegte Bauchblitzzüge in 4 Figure Endspielen, die dann doch noch das Remis verschenkten.

Einigen weiße Haare später stellte ich nach der vorletzten Runde dennoch fest, dass sich unsere Altersvorsorge auf Platz 8 vorgekämpft hatte, trotz der nicht gerade astralen Leistung. Würden sie jetzt gewinnen, würden sie sich wohl qualifizieren: mit einem Sieg könnten sie unter den ersten 6 landen, die sich für die nächste Runde qualifizieren würden. Angst, Schrecken, Panik – noch mehr Urlaubstage für Schachturniere würde ich wohl nicht locker machen können. Also doch mit der Gitarre in die Fussgängerzone, um noch ein paar Fischstäbchen bis zum nächsten Turnier zu erklampfen (Schutzgeldmasche – die Geschäfte zahlen, damit man weggeht). Aber die Ausdauer hatte dann doch nachgelassen – Münster gewann verdient. Ich behalte ein paar Urlabstage.

Am Ende standen wir auf Platz 11 – zwei Plätze höher, als wir gesetzt waren. Darauf kann man schon mal stolz sein. Wäre nach Brettpunkten gewertet worden, hätten wir mit unseren 59 Punkten sogar auf Platz 7 gestanden – das zeigt, wie gut die Teamleistung der Kinder war. Da alle nächstes Jahr wieder in der U14 antreten können, sehe ich das Ergebnis eher als Ermutigung. Insbesondere die rollenden Augen und Grimassen der U14er, die von unserem U8er Ingi ins Matt geshreddert wurden – dafür hat es sich schon gelohnt.

Nichstdestotrotz entstand die Dolchstoßlegende: aus den Eröffnungen kommen wir immer mit einer Figur weniger. Wir tappen in Fallen und müssen uns besser vorbereiten. Es ist natürlich die niemals endende Geschichte: es gibt Myriaden von Eröffnungsvarianten, jede mit diversen Fallen, Plänen und Problemen. Niemand kann alle kennen. Für die jungen Eröffnungsopfer machen wir jetzt folgenden Plan: a) eigene Recherche von konkret erlebten Varianten b) Recherche der weiteren strategischen Pläne, wo diese Eröffnung hinführen soll c) Suche nach Fallen in den Hauptvarianten und d) Dokumentation und Durchsprechen mit den Trainern. Und dann e) das auch den jüngeren Spielern beibringen.

Hier können wir nicht nur fördern, sondern müssen auch fordern: unsere ehrenamtlichen Trainer, die ja hauptsächlich die Jugendförderung im Auge haben, haben keine Zeit für ausgiebige Eröffnungstheorie und -recherche. Wenn die fortgeschritteneren SpielerInnen aber in eigener Arbeit die Felder der Theorie beackern wollen und ein paar goldene Ähren nach hause bringen, kann das ja allen nützen. Aber das ist Arbeit – und die muss erstmal gemacht werden. Kurz bevor meine Augenlider zufallen, fällt mein letzter, müder Blick immer auf den vorwurfsvollen Turm gekaufter, aber nicht durchgearbeiteter Schachbücher.

Ludger

Von admin

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