Alwins DWZ Sprung im letzten Jahr hatte seinen Ausgangspunkt bei den offenen niederländischen Jugendmeisterschaften (ONJK) gehabt, wo er völlig unerwartet die C-Gruppe gewann und als offizieller „Campioen“ nach Hause kam. Auch dieses Jahr verbrachten die Schachbrüder wieder eine Ferienwoche bei den ONJK in Borne – wie würde es diesmal laufen?
Das Turnier war, wie die Jahre zuvor, vorbildlich organisiert – es gab noch mehr Live-Bretter, kaum Verzug und eine schnell aktualisierte Website. Die Teilnehmer waren fair (weniger Eltern-Fernsteuerung als letztes Jahr) und diszipliniert. Die deutsche Beteiligung war etwas niedriger: wie immer ein Rudel Schachfüchse aus Kempen, Max Pick aus Kerpen, Ex-NRW-Meister Vincent Klugstedt – niemand von Brackel und aus Bonn.
Irmin litt am Anfang erstmal an der Seuche, die ihn schon die ganze vergangene Saison verfolgt. Dem letztjährigen Schaber-Prinzen wollten auch einfache Kombinationen nicht gelingen – 0,5 Punkte aus den ersten 4 Spielen. Bis zum Blitzturnier: Mit Max und Stefan Pick stürzten die Jungs sich ins abendliche Blitzgewitter. Fur die Mannschaft verlief das Turnier etwas unglücklich – 4 3:2 Ergebnisse – andere Teams verteilten das auf 5:0s oder 4:1er und standen am Ende besser. Aber danach war der Damm gebrochen und Irmin verlor kein Spiel mehr. Immerhin 4,5/9 Punkten. Hoffen wir, dass es jetzt so weitergeht.
Ingi war an 5 gesetzt und spielte ein solides Turnier. Die spätere Nr. 1 war sehr sicher – Ingi konnte gegen ihn nicht gewinnen. Das war aber auch die einzige Partie, die er abgab. Dazu kamen einige Remis. Bei denen zeigte er deutlich die „Spatz in der Hand“ Mentalität. Wenn er die Stellung für ausgeglichen hielt, gab er schnell Remis. Dass es sich lohnt, gerade gegen schwächere Spieler, in solchen Fällen weiter zu spielen, um etwaige Fehler auszunutzen, kam ihm nicht in den Sinn. Vielleicht auch wegen seiner Partie gegen Cecilia Pereira Garza, Meisje Campioen der Gruppe: Auch hier bot Ingi vernünftig Remis an, aber Cecilia wollte unbedingt gewinnen und lehnte ab; um dann im gepatzten Endspiel von Ingi überrollt zu werden. So etwas wollte er für sich wohl lieber vermeiden. So wurde er Buchholz-Dritter – zurecht, da der punktgleiche Zweite es geschafft hatte, den Sieger zu schlagen.
Max Pick aus Kerpen, an 1 der D-Gruppe gesetzt, brachte den Sieg ungeschlagen nach Hause. Eine Überraschung krönte die C-Gruppe: mit 9/9 Punkten gewann die Belgierin Tyani de Rycke mit 1,5 Punkten Abstand und holte so den Doppelsieg – Campioen und bestes Meisje in Personalunion. Damit hatten die Jungs wohl nicht gerechnet. Nicht, dass wir es nicht schon hatten kommen sehen: im letzten Jahr war Tyani die einzige, die Alwin einen Punkt hatte abjagen können.
In der B-Gruppe kämpfte Alwin sich bis zu einem Endspiel gegen die Nr. 1 in der letzten Runde empor: hier ging es um den Turniersieg. Alwin spielte sehr sicher bis zu einem deutlichen Endspielvorteil. Doch dann, Nerven, Müdigkeit, Blackout – der Patzer. Hier als umgekehrte Schachaufgabe: welcher Zug von Schwarz hat die schlimmsten Konsequenzen?
Genau! d5 (???) stellt die Partie ein, gegen Da3 gibt es kein Entrinnen mehr. Aber das ist Schach – wenn es nur vernünftig zuginge, könnten wir ja gegen Computer spielen. Es war genug Zeit – keine mildernden Umstände. Immerhin hat sich niemand mehr geärgert, als er selber. Vielleicht ein kleines Stück ausgleichende Gerechtigkeit: Im Spiel davor hatte Alwin in einer eigentlich verlorenen Stellung seinen Gegner durch schier unbrechbaren Überlebenswillen so sehr aus der Fassung gebracht, dass der schließlich auch am Ende patzte und Alwin mit dem Punkt entkam. Dritter Platz ist auch OK – Holland, wir kommen wieder!