Zuff, Zupp, Zuck in Lendersdorf – ein Bericht zum Rurtalpokal 2018
Wie jedes Jahr machten wir uns wieder gut gelaunt zum Rurtalpokal nach Lendersdorf, wo wir uns in eine noch vollere Halle als zuvor zwängen mussten.
Der neue Anmeldungsrekord von 269 Teilnehmenden stellte auch die Veranstalter vor einige Herausforderungen, so dass wir erst nach zwei Probeauslosungen und -setzungen starten konnten. Peter Titz pflügte wie gewohnt stimmgewaltig durch die Kindermassen bis alle Gruppen geordnet waren, und trieb auch sein Lendersdorfer Team zu Höchstleistungen an, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Und in der Tat – wir waren am Ende kaum später fertig als die letzten Jahre – allein den Zauberspruch, mit dem Peter seine Leute immer wieder angetrieben hatte, bekamen die Kinder nicht mehr zusammen: war es „Zupp zupp“, „Zuff zuff“ oder „Zuck zuck“? Wir müssen das noch recherchieren, um diese phonetische Magie auch bei uns zum Einsatz zu bringen.
Das Feld war wie gewohnt hochklassig besetzt, auch wenn einige der üblichen Verdächtigen und Spitzenreiter wie Philip Klaska, David Toval, oder Jona Bungarten, diesmal leider nicht am Start waren. Wir konnten zwar nicht die ganze Jugend von Eilendorf an den Start bringen, aber mit der alten Garde zumindest auch wieder neue Turnierpremieren: der kleine Yichen erkämpfte sich wackere 3,5/7 Punkte in der U8 und Dorothea, erst ganz kurz dabei, hielt konzentriert und gut gelaunt die Neun-Runden-Strapaze der U10 durch und musste nicht punktlos nach Hause fahren. Und das ist schon viel Wert: gerade für die Neueinsteiger ist der Anfang ja immer besonders frustrierend, wenn sie sich mit den schon fortgeschritteneren Kindern messen müssen. Aber wer das durchhält, kann dann auch weiter kommen – auch unsere kleinen Veteranen haben hinten in der Tabelle anfangen müssen, bevor sie jetzt oben mitspielen konnten..
In der U8 war von uns nur Yichen am Start, dafür aber gleich 5 kleine Aufwärtser. Fabian Bolz, in den Fußstapfen von Bruder Jannis, spielte sich, wie immer gut gelaunt und sorglos, in seinem ersten „großen“ Turnier gleich auf Platz 5, immerhin punktgleich mit Platz 3. Mit 7/7 war Tom Dordevic aus Düsseldorf praktisch außer Konkurrenz. Überhaupt schwappt eine Welle von starken, gut trainierten Kindern aus Düsseldorf nach oben, die in den nächsten Jahren die Früchte Ihrer Arbeit einfahren werden. Da werden wir zur Abwechslung dann sicher sehr oft Düsseldorf statt Porz an den Tabellenspitzen vorfinden. Auch das Turnierkücken Anna Heidtkamp – jüngste Teilnehmerin (geb. 10.03.13) – kam aus Düsseldorf und schleppte schon 3,5 Punkte nach Hause.
In der U10 traten dann mit Ingmar, Sönke, Mathilde und Dorothea schon 4 Eilendorfer an. Mathilde, die ja letztes Jahr auch noch eher hatte einstecken müssen, spielte sich mit 5/9 diesmal schon auf auch eine beachtliche Punktebilanz. Sönke bewies sehr starke Nerven: als die resolute Medha Manoj (aus Düsseldorf, natürlich) ihn in einem schon gewonnen geglaubten Endspiel flugs Matt setzte, flossen erstmals bittere Tränen. Aber danach ging es trotz des Schocks steil bergauf und bis in die vorderen Bretter – Sönke landete auf Platz 11 – punktgleich mit Platz 7 – von 59 (!) wohlgemerkt. Das muss man auch erst mal lernen! Aber Sönke hat Turnierroutine – nun schon mehrere Jahre – er kam wieder nach oben und landete am Ende 8 Plätze vor Medha.
An der Spitze blieb es bis zum letzten Spiel spannend: im 7. Spiel traf Ingi auf Nelson Strehse (jetzt NRW-Vize-, davor NRW-Meister), alte Bekannte und Leidensgenossen aus vergangenen Meisterschaften. Beide waren komplett erschöpft und von der Rolle – sie spielten sogar 2 Züge trotz König im Schach weiter – sicher das kurioseste Spiel in der Spitzengruppe. Ingi erholte sich von der Schwächephase auch nicht wieder – im nächsten Spiel stellte er eine Dame gegen Midhulan ein. Nach all den Jahren U8 war das sein erstes Lendersdorf mit 9 Runden – wie Alwin auch muss er da erstmal Kondition aufbauen. Nächstes Jahr kommen Müsli-Riegel zu den Bananen. Midhulan, mit der konstantesten Leistung, gewann deshalb verdient das Turnier, vor einer punktgleichen 4er Gruppe. Das Ende wurde auch noch opernreif: wegen eines Meldefehlers wurde Ingis letzter Punkt nicht gewertet, was die Turnierleitung aber gleich korrigierte, als ich das Kind erst mal nach seinem Versinken im Tränensee soweit wiederbeatmet hatte, dass es sprechen konnte. Im zuff-zuff-zuff des Turnierendes fand aber die angepasste Liste nicht mehr ihren Weg in die Siegerehrung, so dass Platz drei plötzlich nach Mönchengladbach ging und Ingi wieder im Boden versank. Souverän improvisierend heilte Peter Titz dann aber geschwind das gebrochene Kinderherz, indem er ihm erst mal den nicht vergebenen Pokal für das beste Mädchen der U20 in die Hand drückte – das passende Schild ist schon nachbestellt – so dass die Tränen beim Abschlußfoto schon fast wieder trocken waren. Die Brüder mussten natürlich hämische Witze machen, aber wie Ingi jedenfalls gleich feststellte: der Pokal ist größer.
In der U12 spielten Julius, Sören und Leon für uns. Julius erreichte in seiner neuen Altersklasse leider nicht so ein gutes Ergebnis, wie letztes Jahr, aber da er dieses Jahr ja die SJM-Qualifikation mitspielt, war das sicher schon mal ein gutes Training für den schärferen Mittelrhein-Wind. Sören knüpfte an seine gute Leistung vom Vorjahr an und holte wieder 6/9 Punkten in dem sehr starken Feld – immerhin punktgleich mit Platz 4. Schade, dass Sören die Qualifikation nicht mitgespielt hat – in Morsbach hätte er sicher einiges von den letztes Jahr durch Krankheit verlorenen Punkten wieder gut gemacht. Leon, zwar schon zum zweiten Mal in Lendersdorf, zählt auch noch zu unseren jüngeren Mitgliedern, und muss erst noch Anschluss an die „alten Hasen“ finden.
Während Platz 1 und 2 mit 1,5 Punkten Vorsprung erwartungsgemäß an die praktisch außer Konkurrenz spielenden Robert Prieb und Luisa Bashylina gingen, war Platz 3 die Sensation der Gruppe: Nicolas Kauschanski von Aufwärts kam als einziger auf 6,5 Punkte, hinter ihm ein Elferfeld mit 6. Nicolas überholte fast 20 hoher gesetzte Spieler, darunter 5 mit mehr als 400(!) DWZ als er. So etwas sehen wir wirklich nur sehr selten in einem Feld von so erfahrenen, routinierten Spielern wie hier (mehrere DM-Teilnehmer). Hoffen wir, dass Nicolas den Rückenwind auch mit ins Langschach nimmt und seine guten Aktionen nicht mehr selbst mit kleinen Unkonzentriertheiten zunichtemacht. Mit dem Pokal im Rücken, den er sichtlich gerührt in Empfang nahm, rauscht er jedenfalls optimal motiviert nach Morsbach. Julius – pass auf!
Die U14 war heftiger umkämpft als die U12. Wie immer in Lendersdorf wurde Alwin zum Angstgegner von Jonas Gallasch und schaffte es, ihm einen der heiß begehrten Punkte abzuringen. Damit schob er sich auf Platz 2 vor Jonas auf 3. Ex-NRW-Meister Idris Asadzade gewann mit 8/9. Halb-Eilendorfer Frithjof spielt sich am Ende auch bis in die ersten Bretter vor, und endete mit 6/9 immerhin punktgleich mit Platz 6 – da war auch noch ein wenig mehr drin. Nach seinen starken Spielen, die er zuletzt für die Eilendorfer Jugend gemacht hatte, bestätigt das Frithjofs Trend nach oben – die 1400 DWZ ist in Sicht. Auch Thomas konnte sich verbessern und kam diesmal mit einem ausgeglichenen Punktekonto nach Hause. Eine schöne Leistung lieferte Turnier- und Wewelsburg-Kamerad Lukas Potrafke aus Bergheim ab: nach deutlichen Leistungssteigerrungen in den letzten 2 Jahren schaffte er es diesmal endlich, oben mitzuspielen und wie Frithjof und auch die starken Gabriel und Raffael aus Porz in der 6-Punkte Gruppe zu landen.
Marlene und Irmin spielten sich zusammen an Platz 7 und 8 der U16, beide mit immerhin 5,5/9 (punktgleich mit Platz 4), wobei Marlene Irmin wieder einmal einen Punkt abnehmen konnte. Beide Platzierungen entsprachen ihrer Spielstärke, wobei Marlenes DWZ im Moment deutlich unter ihrer Spielstärke ist. In den kommenden Jugendmeisterschaften gibt es ja genug Gelegenheit, das wieder zu korrigieren. Nur ein tiefer gesetzter Spieler konnte sich noch vor die beiden setzen – Nick Menai (natürlich wieder: Düsseldorf).
Schweißgebadet sind wir wieder zuhause. Es war diesmal ein besonders aufregendes Lendersdorf-Turnier – vielleicht nur schwer zu verstehen für Leute, die ihr Adrenalin aus so langweiligen Spielen wie Fußball beziehen. Und wir freuen uns schon auf die nächstes Jahr frisch renovierte Rurtalhalle. Dann vielleicht mit erstmals über 300 Teilnehmern.
Ludger
PS: Wer noch nicht genug hat, alle Bilder gibts in der Bildergalerie.